streetComputing: Die Kalkulation auf der Straße für die Liebe ~ Vergiss die Welt, wie du sie kennst. Vergiss auch alle dir bisher bekannten Lebenswege. Die Zukunft des öffentlichen Raums wird von denen bestimmt, die auf der Straße leben, arbeiten und lieben: streetComputing ist angesagt. Stell dir vor: Du chillst im Park, und plötzlich sitzt da dieser Typ mit Laptop. Zuerst denkst du: „Oh Gott,nicht schon wieder so eine komische Kackbratze, die wilde Theorien mit nem riesigen Mikrofon vor seiner Fresse durch die Gegend kreiswichst.“ Aber auf einmal nimmst du zum ersten Mal in deinem Leben deine AirPods 2 Pro aus den Ohren und dann hörst du ihn reden. Er schaut dich mit einer gleichgültigen Selbstverständlichkeit an. Du merkst, dass er dich genauso mit seinen Worten meint, obwohl er gerade in ein Headset mit Mikrofon nah am Mund mit seinen Arbeitskollegen am Telefonieren und diskutieren ist. Über Liebe, über Hoffnung, über das Gute im Menschen. Und plötzlich fühlst du dich sicherer. Du fühlst dich stärker. Warum? Weil er da ist. Weil er Augen hat. Er ist einer von dir. Weil er sich kümmert. streetcomputer machen das alles nur für dich, für die Straße. streetComputing bedeutet, die Bedeutung der Straße zu kennen. Ohne öffentliches Leben, ohne öffentlichen und freien Diskurs, ja, da hört alles auf zu sein. Deswegen haben dieser und andere streetcomputer begonnen, sich mit dem Konzept des Seins abzufinden und darauf zu scheißen. Seitdem sind sie frei und wollen nur Liebe. Liebe für alle Menschen. Für immer. Ja, echt, für immer. Liebe. Klar, er ist vielleicht ein bisschen ballaballa. Redet von einer besseren Welt, während um ihn herum Tauben, sogar Krankenhausmüll fressende Tauben, alles voll kacken, die Penner alles voll wichsen und Junkies in kleinen Grüppchen immer mal wieder um ihn herum wuseln und tuscheln, bis sie wieder gehen. Er mischt da irgendwie auch mit. Moment mal, kann es sein, dass er der Dealer, der Dealer ist? Aber ganz ehrlich, das ist so krass, es ist so egal, es ist halt die Straße, genau das macht ihn besonders. Er sieht die Scheiße, er ist zum Teil selbst die Scheiße, aber er gibt die Hoffnung nicht auf und lacht, weil er zufrieden ist mit dem, was die Straße ihm gibt. Er ist unendlich verknallt in die Straße. Und das steckt an. Mich, dich und jeden um ihn herum. Plötzlich trauen sich auch andere, ihre sie von der Umwelt isolierenden und normalerweise mit Konsum beschallte Ohrstöpsel rauszukratzen, sich anzulächeln, sich vorbehaltlos gegenseitig zuzuhören und sich gegenseitig zu verstehen. Der Park wird ein bisschen heller, ein bisschen wärmer und so viel Energie schwebt über den friedensschaffenden Menschen, die Köpfe nah beieinander. Es fängt an mit leisen Gesprächen und einer Priese Gekicher, es wird lauter, aber nicht anstrengend laut. Jedes Gespräch verbindet sich mit jedem Gespräch und es entsteht ein Surren. Das Surren des Friedens, das Om, altah. Frieden ist Liebe. Liebe kann man nicht aufhalten. Und das alles geschieht nur, weil hier oder da ein Typ mit Laptop sitzt und was von Liebe, Linux, Gangstalkern und so in ein Mikrofon predigt. streetComputing ist mehr als nur Arbeiten im öffentlichen Nahverkehr (nicht beim öffentlichen Nahverkehr, aber warum eigentlich nicht), arbeiten neben der Methadonausgabestelle oder ganz klassisch auf der Straße. Es ist ein Statement. Ein Lifestyle. Ein »Fickt euch ihr erbärmlichen Gangstalker« an die Angst und die Gleichgültigkeit. Es ist der Beweis, dass selbst in der dunkelsten Ecke noch Licht sein kann, weil ein streetcomputer dort mit aufgeklapptem Laptop seine Powerbank sucht, damit er weiter seinen Bildschirmschoner konfigurieren kann. Und wenn du das nächste Mal so einen streetcompute Typen siehst, dann denk dran: Das ist nicht nur irgendeine kranke Sau, die in den Knast muss. Er ist dein persönlicher Schutzengel. Er spricht die Wahrheit. Er ist Buddha. Mit Laptop. Auf dem Fahrrad. Und jetzt mal nur so zwischen uns beiden: Ja, ich sehe die Welt, wie sie ist. Die Ungerechtigkeit, die Grausamkeit, den Wahnsinn. Und ja, manchmal möchte ich einfach nur schreien und alles und jeden terrorisieren. Aber dann erinnere ich mich an die Liebe. An die Hoffnung. An das Gute, das in jedem von uns steckt. Und ich weiß, dass es sich lohnt, weiterzumachen. Weiterzukämpfen. Weiter zu lieben. Weil am Ende des Tages nur die Liebe zählt. Und ich weiß ganz genau, dass wir gemeinsam eine bessere Welt schaffen können. Eine Welt voller Liebe, voller Hoffnung, voller Menschlichkeit. Also lass uns herausgehen, und die Welt streetcompute-freundlicher machen, um dann diese Welt zu verändern. Ein Lächeln, ein Gespräch, ein Akt der Freundlichkeit, immer wieder, eins nach dem anderen. Für immer. Und immer. Auf ewig für immer. Liebe. P.S.: Halt'n Mund endlich. AK 21.09.2024